In englischen Interieurs längst etabliert, erlebt die tapezierte Decke auch hierzulande eine kleine Renaissance. Was früher als mutig oder gar exzentrisch galt, wird heute von Inneneinrichtern zunehmend als Gestaltungselement empfohlen – vorausgesetzt, es passt zum Raum. Doch wie sinnvoll ist die Rückkehr der Tapete an die Zimmerdecke wirklich? Eine Abwägung zwischen Stil und Raumwirkung.
In Großbritannien gehört die gestaltete Decke seit jeher zum Interieur. Ob ornamentale Muster im Landhaus, florale Prints in viktorianisch inspirierten Stadthäusern oder grafische Designs in modernen Pubs – die Decke wird bewusst ins Gestaltungskonzept integriert. Sie fungiert als fünfte Wand, erweitert das Raumgefühl und schafft Atmosphäre. In Deutschland hingegen wurden Decken lange Zeit weiß gestrichen, aus praktischen Gründen und aus Tradition. Doch das ändert sich.
Pro: Akzent mit Wirkung
Inneneinrichter sehen in tapezierten Decken ein starkes gestalterisches Mittel. Besonders in hohen Räumen oder Altbauten mit Stuck entfalten sie eine besondere Wirkung. Tapeten können hier als rahmendes Element dienen, das Raumhöhe optisch reduziert und gleichzeitig eine intime Atmosphäre schafft. Muster, Farben und Texturen lenken den Blick nach oben und verleihen dem Raum Tiefe.
Ein weiterer Vorteil: Tapezierte Decken bieten kreative Freiheit. Von dezenten Textilstrukturen bis hin zu dramatischen Mustern ist vieles möglich. Wer farblich auf die übrige Einrichtung abgestimmt arbeitet, erzielt ein harmonisches Gesamtbild. Tapeten können zudem Unebenheiten oder leichte Risse im Putz kaschieren – ein Plus in Altbauten.
Contra: Nicht für jeden Raum geeignet
Doch nicht alle Räume profitieren von der tapezierten Decke. In niedrigen oder dunklen Zimmern kann ein gemusterter Belag schnell drückend wirken. Vor allem bei kräftigen Farben oder komplexen Designs besteht die Gefahr, dass der Raum an Leichtigkeit verliert. Auch bei kleinen Grundflächen oder stark möblierten Räumen kann der zusätzliche Akzent zu viel sein.
Praktisch gesehen ist das Tapezieren der Decke aufwendiger als an Wänden. Es erfordert Präzision, Erfahrung – und oft professionelle Hilfe. Zudem lassen sich Decken nur schwer ausbessern, wenn es zu Beschädigungen kommt. Wer tapeziert, sollte also sicher sein, dass das Muster langfristig gefällt.
Wann lohnt sich der Einsatz?
Experten empfehlen tapezierte Decken vor allem in Räumen, die klar zoniert sind und atmosphärisch wirken dürfen: Schlafzimmer, Esszimmer, Lesezimmer oder Flure bieten gute Voraussetzungen. Auch in offenen Grundrissen kann eine tapezierte Decke helfen, Bereiche optisch zu definieren – etwa über dem Essplatz oder einer Sitzecke. Wichtig ist die Abstimmung mit Wandfarben, Boden und Mobiliar: Eine auffällige Decke braucht Ruhe im übrigen Raum.
Auch Akzentflächen sind denkbar – etwa tapezierte Felder mit Rahmen oder Tapeten nur in der Mitte der Decke, um Leuchten zu betonen. Eine moderne Variante ist die Kombination mit Stuckleisten oder Farbakzenten an den Wandabschlüssen, wie sie im britischen Design üblich ist.
Stilfrage mit Wirkung
Die tapezierte Decke ist kein Allrounder, aber ein starkes Statement. Wer Mut zur Gestaltung hat und den Raum bewusst plant, kann damit echte Akzente setzen. Besonders in hohen Räumen oder stilistisch gefassten Interieurs eröffnet die Tapete über dem Kopf neue gestalterische Möglichkeiten – inspiriert vom britischen Wohnstil, aber individuell interpretiert.