Beim Thema Kolonialstil denkt man sofort an Großwildjagden, ‚Jenseits von Afrika“, Hemmingway oder die „Ostindische Kompanie“. Doch diese Zeiten sind lange her. Dem modernen Kolonialstil geht es weniger um Authentizität.
Seine Inspiration findet er in den künstlerischen Besonderheiten der unterschiedlichen Traditionen und Kulturen.
Zuweilen erinnert er zwar noch verklärend an den klassischen Kolonial-Stil, wie er bereits in England vor 100 Jahren Mode war, im Großen und Ganzen setzt er sich aber unbekümmert und selbstbewusst über Grenzen und Zeiten hinweg, greift sich heraus, was ihm gefällt, wandelt ab und kombiniert nach Lust und Laune.
Räume nicht überladen
Die gesamte Einrichtung vom Sofa über Seekisten bis hin zu Flechtstühlen, Holzschalen, Lampenfüßen und Figuren strahlt daher eine gewisse Lässigkeit aus. Um dieses Gefühl zu erhalten, dürfen Räume allerdings nicht überladen sein. Eher ist dezenter Luxus gefragt – unterstrichen durch eine zurückhaltende Farbpalette von Mattsilber, Elfenbein, Altgold und Bronze bis hin zu Rot und allen Erdtönen.
Möbeloberflächen sind beim Kolonialstil oft bewusst unregelmäßig bearbeitet, damit man ihnen ihre Handarbeit ansieht. Darüber hinaus nimmt das verwendete Plantagenholz mit der Zeit einen leicht verwitterten Glanz an – was ihm ein überaus charmantes Aussehen verleiht. Zum dunklen Holz setzen sich weiß getünchte Wände wohltuend ab.
Naturstein, Kork, Bambus oder schiffsplankenartige Holzdielen bilden den stilgerechten Bodenbelag.
Schimmernde Seidenstoffe und mattes Leinen
Alle Textilien sind beim Kolonial-Stil vielfältig gestaltet — zu den bevorzugten Dessins zählen Leopardenfell oder Reptilienleder, die an abenteuerliche Safaris erinnern, sowie Ornamente, die wie antike Schmuckanhänger anmuten.
Strukturierte Muster lehnen sich optisch an die Rinde von Bäumen an oder lassen an geheimnisvolle Schriften und Höhlenzeichnungen denken.
Besonders kostbar und elegant wirken schimmernde Seidenstoffe und mattes Leinen in den Farben von Elfenbein oder Gold bis hin zu Schokolade und Rot.
In all dem lebt eine Innerlichkeit auf, die uns ein Gefühl von Behaglichkeit und Geborgenheit schenkt. Sie ermöglicht, in wunderschöner Kulisse den turbulenten Alltag abzustreifen. Besonders reizvoll übrigens, wenn die Grenzen zwischen drinnen und draußen verwischen — etwa durch einen Wintergarten mit exotischen Pflanzen.