Sie waren Liegen für die feine Gesellschaft. Heute bestellen wir sie einfach im Internet: Die Récamiere und die Chaiselongue gehören zu einer besonderen Kategorie Möbel.
Beide erinnern an vergangene Zeiten, an Salons, an literarische Teestunden und an eine Form der Bequemlichkeit, die mit einer gewissen Grandezza daherkommt. Doch worin genau liegt eigentlich der Unterschied – und auf welchem dieser Möbelstücke lässt es sich besser schlafen?
Die Chaiselongue – lässig liegen

Die Chaiselongue, übersetzt „langer Stuhl“, ist das, was der Name verspricht: eine Mischung aus Sessel und Liege, die das bequeme Zurücklehnen erlaubt, ohne ganz in die Horizontale zu sinken. Schon im 18. Jahrhundert war sie ein Statussymbol des gehobenen Bürgertums und der Aristokratie.
Eine Chaiselongue hat in der Regel eine geschwungene, durchgehende Rückenlehne, oft mit üppiger Polsterung, und vermittelt damit die Vorstellung von Lässigkeit, die dennoch einen gewissen Anstand bewahrt. Sie ist ideal für eine entspannte Lese- oder Ruhelage, allerdings weniger gut geeignet, wenn es um eine ganze Nacht des Schlafens geht.
Die Récamiere – entspannt liegen

Was heißt Récamiere auf Deutsch? Gar nichts: Das Möbelstück durfte sich nach einer Frau benennen. Madame Récamier, eine französische Salonnière des frühen 19. Jahrhunderts, machte es populär. Anders als die Chaiselongue besitzt die Récamiere keine durchgehende Rückenlehne, sondern nur ein oder zwei Armlehnen an den Seiten, zwischen denen man sich bequem zurücklehnen kann. Dadurch wirkt sie symmetrischer und offener – ideal für Salongespräche, in denen Haltung gefragt ist, aber keine Steifheit.
Links oder rechts bei der Récamiere?
Wer eine Récamiere im Möbelhaus kauft, wird oft mit der Angabe „links“ oder „rechts“ konfrontiert. Diese Bezeichnungen beziehen sich darauf, auf welcher Seite sich die Armlehne befindet, wenn man direkt vor dem Möbelstück steht und es anschaut. Eine Récamiere rechts bedeutet also, dass die Armlehne von vorne gesehen auf der rechten Seite ist, während eine Récamiere links die Armlehne auf der linken Seite hat. Diese Information ist wichtig, um das Möbelstück harmonisch in den Raum einzufügen – etwa, wenn es in einer Ecke stehen oder sich optisch an eine bestehende Sitzgruppe anschließen soll.
Worauf kann man besser schlafen?
Wer eine spontane Übernachtungsmöglichkeit sucht, ist mit der Récamiere meist besser beraten als mit der Chaiselongue. Durch ihre eher waagerechte Liegefläche bietet sie mehr Platz und Bewegungsfreiheit, während die Chaiselongue oft durch ihre geschwungene Form begrenzter ist. Einige moderne Récamieren sind sogar mit einer Schlaffunktion ausgestattet, sodass sie sich als Tagesbett nutzen lassen.
Der feine Unterschied und die moderne Renaissance
Während die Chaiselongue eher zum eleganten Ruhen einlädt, ist die Récamiere für gesellige Stunden gedacht – ein Möbelstück zwischen Lässigkeit und Konversation.
Mehr lesen: Was wir heute von Kabinettzimmern lernen können
Heute erleben beide Formen eine Renaissance. Sie tauchen in modernen Interieurs auf, manchmal in schlichter, manchmal in barocker Opulenz. Eine Chaiselongue fügt sich wunderbar in eine klassische Einrichtung oder einen luxuriösen Rückzugsort, während eine Récamiere im Wohnzimmer oder Wintergarten den Hauch eines Pariser Salons verströmen kann.
Egal, ob Chaiselongue oder Récamiere – diese Möbelstücke haben etwas Zeitloses. Sie sind eine Hommage an eine Ära, in der man sich Zeit nahm. Zum Liegen. Zum Reden. Zum Sein. Und manchmal auch zum Schlafen.