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Was wir heute von Kabinettzimmern lernen können

Nur wer in Österreich eine Wohnung sucht, stößt noch auf Kabinettzimmer. Doch auch wenn der Begriff weitestgehend ausgestorben ist: Die Idee des Kabinetts findet man auch in heutigen Grundrissen. Und dann sind da noch die Möbel aus der Zeit.

Ein Kabinett ist ein kleines Nebenzimmer, das zwischen zwei Zimmern liegt und keinen eigenen Ausgang hat. Während man in Deutschland an Adelshäuser und Kabinette in Schlössern denkt, ist Kabinettzimmer in Österreich ein gängiger Begriff. Man findet diesen Zimmertyp in vielen Gründerzeithäusern in Großstädten, meist erbaut zwischen 1860 und 1910. Diese Bebauung entstand im Zuge der raschen Urbanisierung im späten 19. Jahrhundert, um dem wachsenden Wohnbedarf gerecht zu werden.

Der „Kabinettcharakter“ war dabei der eines intimen, zurückgezogenen Raumes, oft ohne Fenster und mit einem eher abgeschiedenen Flair. Häufig wurden Kabinette als Studierzimmer, Schreibstuben oder persönliche Rückzugsorte für Bewohner genutzt. Auch Bibliotheken oder Sammlungen wurden in Kabinettzimmern untergebracht. Ein Kabinettzimmer hatte die Größe von 6 bis 15 Quadratmetern in bürgerlichen Wohnungen von 55 bis 110 Quadratmetern.

Kabinettzimmer heute

Heute werden Kabinettzimmer seltener in Neubauten angelegt, aber in historischen Gebäuden und Altbauwohnungen sind sie oft noch zu finden. Solche Nebenzimmer werden heute für verschiedene Zwecke genutzt, zum Beispiel als begehbare Kleiderschränke, Vorratskammern oder kleine Büros. In modernen Wohnkonzepten wird der Gedanke des Kabinetts oft durch kleine, funktionale Nebenräume ersetzt, die ähnlich konzipiert sind, aber oft einen Ausgang oder ein Fenster besitzen, wie ein Homeoffice-Raum oder eine Ankleide.

Kabinett kommt vom Französischen „cabinet“, wie Kabine, und bedeutet kleines Zimmer. Im heutigen Sprachgebrauch werden die Zimmer auf Schiffen als Schiffskabinen bezeichnet, man kennt das von Kreuzfahrtreisen. In der DDR bezeichnete man ein Fachraum in einer Bildungsanstalt Kabinett.

Kabinett-Möbel

Der Begriff Kabinett wird auch in der Politik verwendet: Hier gibt es eine Verbindung zum Arbeitszimmer von Fürsten, die so bezeichnet wurden. Im Laufe der Zeit ging der Begriff über auf die Ministerriege einer Regierung, die sich zu Besprechungen in einem Arbeitszimmer treffen.

Kabinettmöbel sind speziell gestaltete Möbelstücke, die ursprünglich für Kabinettzimmer – also kleine, private oder funktionale Nebenräume – entwickelt wurden. Diese Möbelstücke sind in der Regel kompakt und vielseitig und oft reich verziert, insbesondere wenn sie aus der Barockzeit oder anderen kunstvollen Epochen stammen. Sie sind meist so konstruiert, dass sie viele Funktionen in einem kompakten Design vereinen und ideal für kleinere Räume geeignet sind.

Hier sind einige Hauptmerkmale und Typen von Kabinettmöbeln:

1. Kabinett-Schrank

  • Ein Kabinettschrank ist ein Möbelstück mit vielen kleinen Fächern, Schubladen und oft auch versteckten Fächern oder Geheimfächern. Diese Schränke wurden ursprünglich genutzt, um wichtige Dokumente, wertvolle Gegenstände oder Sammlungen aufzubewahren.
  • Ausstattung: Sie sind meist kunstvoll verziert und aus hochwertigen Materialien wie edlem Holz, Intarsien oder mit eingelegten Mustern gefertigt.
  • Beispiele: Besonders im 17. und 18. Jahrhundert waren Kabinettschränke in Europa sehr populär, und sie wurden oft als Kunstobjekte oder Sammlerstücke verwendet.

2. Sekretär

  • Ein Sekretär ist ein Schreibmöbel mit integrierten Schubladen, kleinen Fächern und einer Arbeitsfläche zum Schreiben. Er war eine häufige Wahl für Kabinettzimmer, die als Arbeitszimmer oder Schreibstuben dienten.
  • Merkmale: Der Sekretär hat oft eine klappbare Schreibfläche und viele kleine Schubfächer, ideal für die Aufbewahrung von Schreibutensilien und Dokumenten.

3. Vitrinenschrank oder Sammlungsschrank

  • Diese Schränke, oft auch Kunstkabinett genannt, wurden genutzt, um wertvolle oder besondere Gegenstände wie Sammlungen von Münzen, Miniaturen oder Naturkuriositäten zu präsentieren.
  • Gestaltung: Sie sind oft mit Glastüren ausgestattet, um den Inhalt sichtbar zu machen, und haben manchmal kleine, beleuchtete Fächer.

4. Kleinere Truhen und Kommoden

  • Für Kabinettzimmer, die als Stauraum dienten, waren kleinere Truhen oder Kommoden beliebt. Sie boten Platz für Kleidung, Wäsche oder andere persönliche Gegenstände.
  • Merkmale: Diese Möbelstücke waren meist kompakt, mit tiefen Schubladen und praktischen Abmessungen, um den Raum nicht zu überladen.

5. Besondere Tische und Konsolen

  • Kabinettzimmer, die als Lese- oder Arbeitszimmer genutzt wurden, hatten oft kleine Tische oder Konsolen. Diese Möbelstücke waren platzsparend und wurden manchmal speziell für die Nutzung von Schreib- oder Studierarbeiten entworfen.
  • Konsolen: An den Wänden befestigte Konsolen waren eine platzsparende Möglichkeit, Ablagefläche in Kabinetten zu schaffen, ohne den Raum zu überfüllen.

6. Möbel mit versteckten Fächern

  • Da Kabinette oft für persönliche und intime Zwecke genutzt wurden, hatten viele Kabinettmöbel versteckte Schubladen oder Geheimfächer. Diese versteckten Bereiche dienten der sicheren Aufbewahrung von Wertsachen oder wichtigen Dokumenten.
  • Kabinett-Schreibtische und Schmuckschränke: Diese Möbelstücke hatten manchmal aufwändige Mechanismen, die nur den Eingeweihten zugänglich waren.

Bedeutung und Wert von Kabinettmöbeln heute

  • Kabinettmöbel aus vergangenen Jahrhunderten sind heute oft wertvolle Antiquitäten und werden für ihre Kunstfertigkeit und Detailgenauigkeit geschätzt. Sie spiegeln das Kunsthandwerk und die Vorlieben ihrer Zeit wider und sind oft Sammlerstücke.
  • Auch im modernen Möbelbau werden Kabinettmöbel manchmal nachgebaut oder modern interpretiert, um platzsparende, multifunktionale Möbel für kleine Räume zu schaffen.

Kabinettmöbel sind ein Beispiel für elegante, funktionale Lösungen, die Ästhetik mit praktischen Ansprüchen vereinen, ideal für kleine Räume und gleichzeitig oft eine kunstvolle Ergänzung der Einrichtung.