Die jüngste Insolvenzwelle in der Bauwirtschaft erreicht nun auch eines der ältesten Holzbauunternehmen Deutschlands. Die Mocopinus GmbH & Co. KG, ein 160 Jahre alter Spezialist für Holzfassaden, Terrassenbau und Innenausbau, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Rund 270 Beschäftigte an drei Standorten hoffen nun auf eine Perspektive. Der Schritt zeigt, wie tief die Krise im Wohnungsbau inzwischen reicht – trotz anhaltender Beliebtheit des Baustoffs Holz.
Das Amtsgericht Ulm hat das Insolvenzverfahren eröffnet und Georg Jakob Stemshorn von der Kanzlei Pluta als Sachwalter eingesetzt. Mocopinus bleibt handlungsfähig, da das Management den Sanierungsprozess zunächst selbst steuert. Die Standorte in Ulm, Ammelshain bei Leipzig und Karlsruhe arbeiten weiter. Aufträge werden abgewickelt, Lieferketten bleiben bestehen. Für die kommenden drei Monate sind die Löhne über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung gesichert. Kündigungen wurden bislang nicht ausgesprochen.
Geschäftsführer Ulrich Braig verweist darauf, dass die Eigenverwaltung genutzt werden soll, um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Parallel führt das Unternehmen Gespräche mit möglichen Investoren. Ziel sei es, den Betrieb langfristig auszurichten und die bestehenden Strukturen zu sichern. Die Suche nach einem finanzstarken Partner gilt als entscheidend, da die Lage am Bau weiterhin angespannt ist.
Baukrise drückt selbst auf etablierte Unternehmen
Holz gilt als moderner, nachhaltiger Baustoff und gehörte in den vergangenen Jahren zu den stärksten Wachstumsfeldern der Branche. Dennoch konnte der Trend die Probleme von Mocopinus nicht abfedern. Das Marktumfeld hat sich innerhalb kurzer Zeit spürbar verschlechtert: Die Zahl der Wohnbaugenehmigungen ist eingebrochen, viele Bauvorhaben wurden verschoben oder ganz gestrichen. Die schwache Nachfrage trifft den Holzsektor ebenso wie andere Gewerke. Für Unternehmen, die stark im Fassaden- und Terrassenbau vertreten sind, fällt der Rückgang besonders ins Gewicht.
Hinzu kam ein Rohstoffproblem. Die häufig verwendete sibirische Lärche steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs nicht mehr zur Verfügung. Ersatzsorten sind teurer und schwerer zu beschaffen. Parallel stiegen Energiekosten, Löhne und Logistikpreise. Die höheren Zinsen erschweren zudem die Refinanzierung, da Betriebsmittel und Investitionen teurer geworden sind. Auch die Baukunden selbst leiden unter gestiegenen Finanzierungskosten, was Auftragsvergaben weiter bremst.
Auswirkungen auf Projekte und regionale Standorte
Mocopinus ist in zahlreichen Bauprojekten vertreten, darunter Hotels, Gewerbebauten und Wohnanlagen. Bekannt ist etwa das Hotel Bretterbude in Heiligenhafen an der Ostsee, dessen markante Holzgestaltung maßgeblich vom Unternehmen stammt. Die Insolvenzmeldung löst entsprechend Fragen bei Bauherren aus, ob laufende Projekte planmäßig fertiggestellt werden. Das Unternehmen versichert, dass die Produktion an allen Standorten stabil laufe. Auftraggeber sollen beliefert werden können, solange die Sanierungsphase anhält.
Die Standorte sind regional unterschiedlich vom Marktumfeld betroffen. Während Ulm als Verwaltungs- und Entwicklungszentrum fungiert, sind Ammelshain und Karlsruhe klassische Produktionsstandorte. Besonders in Ostdeutschland brach die Nachfrage nach Holzbauelementen im vergangenen Jahr deutlich ein. Auch hier wirkt die Verzögerung von Neubauprojekten unmittelbar auf die Kapazitäten.
Perspektive für Mitarbeiter und Branche
Wie es für die 270 Beschäftigten weitergeht, hängt maßgeblich vom Verlauf des Investorenprozesses ab. Die Holzbaubranche gilt grundsätzlich als zukunftsfähig, steht aber kurzfristig unter Druck. Sinkende Bauzahlen, unsichere Förderperspektiven und hohe Materialkosten treffen viele Betriebe. Die Insolvenz von Mocopinus reiht sich damit in eine Serie wirtschaftlicher Schwierigkeiten ein, die große Teile des Baugewerbes erfasst.
Ob das Unternehmen in neuer Struktur fortgeführt werden kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist, dass die Sanierung unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgt. Für die Branche insgesamt bleibt die Lage angespannt, während die Nachfrage nach klimafreundlichen Baustoffen langfristig bestehen dürfte.
