Sie sind funktional, aber oft problematisch in der Gestaltung: lange, schmale Flure. In vielen Alt- und Neubauten ziehen sie sich über mehrere Meter durch die Wohnung – und wirken schnell düster oder beengend. Mit einem klug durchdachten Beleuchtungskonzept lässt sich diese Raumwirkung deutlich verbessern. Der Schlüssel liegt in Lichtinseln, die Struktur, Tiefe und Atmosphäre schaffen.
Schmale Flure sind selten Lieblingsräume. Sie haben keine Fenster, kaum natürliche Lichtquellen und häufig niedrige Decken. Eine einfache Deckenleuchte in der Mitte oder eine Reihe von Einbauspots reichen oft nicht aus, um eine angenehme Raumatmosphäre zu erzeugen. Im Gegenteil: Gerade bei geringen Raumhöhen können punktuelle Deckenstrahler den Flur optisch noch weiter verengen und den Raum drückend wirken lassen.
Ein rein funktionales Licht reicht also nicht aus. Vielmehr braucht es ein Konzept, das sowohl für Orientierung sorgt als auch gestalterisch wirkt. Lichtinseln sind hier eine Lösung, die nicht nur optisch ansprechend ist, sondern den Flur in Zonen gliedert – ähnlich wie in einem Wohnraum.
Asymmetrie als Prinzip
Statt einer gleichmäßigen Reihung an der Decke empfehlen Innenarchitekten eine asymmetrische Anordnung von Lichtquellen. Dabei kann die Beleuchtung gezielt auf bestimmte Elemente im Flur gelenkt werden: etwa ein Bild, ein offenes Bücherregal, eine Konsole oder ein Garderobenschrank. Verstellbare Strahler oder schwenkbare Einbauleuchten sorgen für gezielte Lichtakzente, die den Blick lenken.
In Kombination mit Wand- oder Stehleuchten entsteht ein lebendiges, abwechslungsreiches Lichtbild. Wer zusätzlich mit indirekter Beleuchtung arbeitet – etwa Lichtleisten im Sockelbereich oder LED-Streifen unter Konsolen – schafft Tiefe und strukturiert den Raum vertikal.
Räume durch Licht gliedern
Ein durchgängiger, beleuchteter Korridor wirkt oft wie ein Tunnel. Wird der Flur hingegen in mehrere Abschnitte gegliedert, entsteht optisch ein kürzerer, wohnlicher Raum. Der Effekt basiert auf einer gezielten Unterbrechung der Blickachse. Das Auge folgt dabei nicht einem geraden Gang, sondern springt von Lichtpunkt zu Lichtpunkt – der Raum erscheint dadurch breiter und kürzer.
Wichtig ist, dass die einzelnen Lichtinseln nicht gleich stark strahlen. Eine Kombination aus Grundbeleuchtung, gerichteten Spots und dezenten Akzentleuchten erzielt das beste Ergebnis. Dabei dürfen auch Möbel oder Accessoires Teil des Konzepts sein: Eine leuchtende Vase, ein beleuchteter Spiegel oder ein farbig gestrichener Wandabschnitt können als visuelle Ankerpunkte dienen.
Technik und Umsetzung
Die Auswahl geeigneter Leuchten hängt vom Grundriss und der Raumhöhe ab. In niedrigen Fluren eignen sich flache Wand- und Deckenleuchten oder Einbauleuchten im unteren Wandbereich. Wer mehr Höhe zur Verfügung hat, kann auch mit Hängelampen arbeiten – etwa in einer Nische oder über einer Bank.
Dimmbare Leuchten erhöhen die Flexibilität, besonders in Mehrzweckfluren mit Garderobe, Schuhschrank oder Durchgangsbereich. Wichtig ist zudem die gleichmäßige Ausleuchtung des Bodenbereichs – vor allem in Haushalten mit Kindern oder älteren Bewohnern.
Lichtinseln im Flur
Ein langer Flur muss nicht dunkel und schmal wirken. Mit einem zonierten Beleuchtungskonzept lässt sich die Raumwirkung gezielt steuern. Lichtinseln schaffen Orientierung, gliedern den Raum und tragen zu einer wohnlichen Atmosphäre bei. Die Beleuchtung wird damit nicht nur funktional, sondern zum zentralen Gestaltungselement. Wer den Flur mit der gleichen Sorgfalt behandelt wie Wohnzimmer oder Küche, wird mit einem Raum belohnt, der mehr kann, als bloß verbinden.