Zum Inhalt
Home » Treppen » Worauf beim Treppenbau zu achten ist

Worauf beim Treppenbau zu achten ist

Räumlich schön wirkt eine Treppe, wenn sie Platz hat.

Christian Friedrich Peschel, der Autor des „Treppenbuches“ von 1802, noch heute ein Klassiker für Tischler und Architekten, ermahnt seine Leser, die Treppe nicht zu verstecken: „Wenigstens würde ich lieber mein Wohnzimmer um einige Quadrat-Ellen kleiner machen, als dass ich zu demselbigen keinen guten Weg haben sollte.“

Wichtiges raumgreifendes Detail ist dabei etwa der Antritt: Er lenkt den Weg auf die Treppe. Ein gutes Beispiel ist die Podesttreppe in Schloss Frederiksberg. Ihre untere Blockstufe ist in die Länge gezogen, der Pfosten ein Stück zurückgesetzt. Somit musste die Königin nicht von vorn auf die Treppe zugehen, sondern konnte die erste Stufe auch bequem von der Seite betreten.

Stilistisch gesehen sind alle Formen der Holztreppe gleich modern. Die archaische Blocktreppe findet man heute auch in minimalistischen Häusern. Und die scheinbar typisch mittelalterliche Wendeltreppe wurde genauso gern von den alten Römern wie den Bauhaus-Architekten genutzt. Kunsthistorisch einordnen lassen sich Treppen über Ornamente. Barocke, romantische oder moderne Verzierungen finden sich an Stäben, Gittern, Baluster, Docken und Traljen des Geländers, in der Form des Handlaufs und des Anfangspfostens.

Formschön ist eine Treppe, wenn die Verbindungsteile verdeckt gezapft und gedübelt sind. Wenn der Handlauf in einer Linie — wie das Wort sagt — durchläuft und nicht durch Pfosten gestört wird — das trägt auch zur Sicherheit bei. Wenn die Schwünge einer gewendelten Treppe ohne Ecken und Kanten harmonisch geführt sind. Der Tischler erreicht das, indem er die Stufen „verzieht“, das heißt den notwendigen Schwüngen anpasst. Ziel ist, die große Konstruktion leicht erscheinen zu lassen.

Bequem zu beschreiten sind elf Zentimeter hohe Treppenstufen. Der Königspalast in Knossos auf Kreta hat so eine Treppe. Doch selten hat man den dafür nötigen Platz, denn die Höhe wirkt sich auf die Breite der Stufen aus. Die Faustregel lautet: Je niedriger die Stufe, desto breiter der Auftritt, je höher die Stufen, desto schmaler.

Das menschliche Schrittmaß zählt

Diesem Erfahrungswert liegt das menschliche Schrittmaß zugrunde. Es beträgt ungefähr 63 Zentimeter. Weil der Mensch beim Treppensteigen jeweils einen Fuß am anderen vorbei auf die nächste Stufe setzt, unterteilt der Tischler das Schrittmaß in zweimal Höhe plus ein— mal Tiefe. Durchschnittliche Stufenhöhen sind heute 17 bis 18 Zentimeter.

Sicher werden Treppen durch das Geländer und den Handlauf. Anders als in Japan oder Italien sind sie in Deutschland per DIN-Norm vorgeschrieben. Das Geländer soll 90 Zentimeter hoch sein, die Stäbe dürfen maximal 12 Zentimeter auseinanderstehen, die Treppenstufen, wenn sie nicht mit Stoßbrettern nach hinten geschlossen sind, ebenfalls.

Solide Treppen haben Wangen aus langfaserigen Hölzern, zum Beispiel Esche oder Eiche. Kiefer und Fichte eher dann, wenn die Oberfläche gestrichen wird. Für die Stufen wählt man hartes, abriebfestes Holz. Das sind wieder Eiche und Esche, auch Buche, doch die hat keine interessante Maserung, oder Nussbaum, eine teure Variante.

Für den Handlauf braucht man geschmeidige Hölzer wie Erle, die sich sehr glatt schleifen lässt, oder Eiche. Bei der Oberflächenbehandlung ist zu wählen zwischen Öl, Wachs und Lack, wobei Wachs und Öl leicht zu erneuern sind.

Lohnend ist die Investition in eine schöne Treppe allemal — vor allem, wenn man sich klar macht, dass dieser große Einbau nicht wie Tisch, Sofa oder Küche nach einigen Jahren ausgetauscht wird. Die Treppe bleibt. Sie kostet zwischen 3.000 und 12.000 Euro.