Wer alte Gebäude energetisch sanieren will, steht oft vor einem Dilemma. Eine Außendämmung ist nicht immer möglich – etwa bei denkmalgeschützten Fassaden, engen Bebauungen oder architektonisch sensiblen Gebäuden. Dann bleibt häufig nur die Innendämmung als Alternative.
Sie kann Wärmeverluste reduzieren und den Wohnkomfort verbessern, erfordert jedoch eine besonders sorgfältige Planung. Denn technische Fehler können schwerwiegende Folgen haben – bis hin zur Schimmelbildung.
Wann eine Innendämmung sinnvoll ist
Innendämmungen kommen vor allem dort zum Einsatz, wo die äußere Gebäudehülle nicht verändert werden darf oder soll. Das betrifft häufig historische Stadthäuser, Fachwerkbauten oder Mehrfamilienhäuser mit aufwendig gestalteten Fassaden. Auch bei Eigentumswohnungen, bei denen die Fassade gemeinschaftliches Eigentum ist, bietet sich die Innendämmung als individuelle Lösung an.
Richtig ausgeführt, kann sie den Wärmeschutz erheblich verbessern. Sie sorgt dafür, dass weniger Heizenergie verloren geht, die Raumluft schneller warm wird und die Oberflächentemperaturen an den Innenwänden steigen. Das steigert nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch das Wohlbefinden der Bewohner.
Technische Herausforderungen bei Innendämmung
Im Gegensatz zur Außendämmung verändert die Innendämmung das bauphysikalische Verhalten des Gebäudes. Die Außenwand bleibt kalt, während die Innenseite gedämmt wird. Dadurch verschiebt sich der Taupunkt – also der Bereich, in dem Feuchtigkeit kondensiert – nach innen. Ohne geeignete Maßnahmen kann das zu Feuchteschäden führen.
Besonders kritisch sind Wärmebrücken, etwa an Fensterlaibungen, Deckenanschlüssen oder Innenwänden. Hier kann sich Kondenswasser bilden, das langfristig Schimmel verursacht. Deshalb ist eine exakte Planung der Detaillösungen unerlässlich. Oft werden kapillaraktive Dämmstoffe wie Kalziumsilikatplatten oder Mineralschaum verwendet, die Feuchtigkeit puffern und wieder abgeben können.
Geeignete Materialien und Systeme
Für die Innendämmung kommen verschiedene Systeme infrage. Neben Kalziumsilikatplatten sind auch Holzfaserplatten, Lehmputze oder spezielle Verbundsysteme mit integrierter Dampfbremse erhältlich. Entscheidend ist, dass die Materialien aufeinander abgestimmt sind und die Feuchteverhältnisse im Mauerwerk berücksichtigt werden.
Kalziumsilikat gilt als besonders sicher, weil es diffusionsoffen und schimmelhemmend ist. Holzfaserplatten punkten durch gute Dämmwerte und ökologische Verträglichkeit, müssen jedoch sorgfältig verarbeitet werden, um Feuchtigkeitseintrag zu vermeiden. Systeme mit Dampfsperren sind nur bei absolut dichter Ausführung dauerhaft zuverlässig – ein Verarbeitungsfehler kann hier gravierende Folgen haben.
Fachgerechte Planung und Ausführung
Eine Innendämmung sollte immer auf Grundlage eines bauphysikalischen Konzepts erfolgen. Dazu gehören Feuchtesimulationen, die Prüfung des Mauerwerkszustands und die Auswahl passender Materialien. Wichtig ist auch die Abstimmung mit Heiz- und Lüftungssystemen: Nur wenn Luftfeuchtigkeit zuverlässig abgeführt wird, lässt sich Schimmelbildung dauerhaft verhindern.
Die Ausführung sollte ausschließlich von Fachbetrieben übernommen werden, die Erfahrung mit Innendämmsystemen haben. Eine unsachgemäße Verarbeitung – etwa offene Fugen, fehlerhafte Verklebungen oder fehlende Dampfsperren – kann zu Schäden führen, die teure Sanierungen nach sich ziehen.
Kosten und Förderung
Die Kosten für eine Innendämmung liegen je nach Material und Aufwand zwischen 80 und 150 Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommen mögliche Zusatzarbeiten, etwa zur Anpassung von Steckdosen, Heizkörpern oder Fensterlaibungen. Fördermittel gibt es über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die sowohl Materialkosten als auch Planungsleistungen bezuschusst. Voraussetzung ist eine fachgerechte Umsetzung durch einen Energieberater und ein Fachunternehmen.
Was tun, wenn eine Außendämmung nicht möglich ist
Innendämmungen bieten großes Potenzial für Gebäude, bei denen eine Außendämmung nicht infrage kommt. Sie verbessern die Energieeffizienz und den Wohnkomfort, bergen aber technische Risiken. Entscheidend sind eine genaue Planung, geeignete Materialien und eine fachgerechte Ausführung. Wer hier spart oder improvisiert, riskiert Feuchteschäden und Schimmel. Richtig umgesetzt, kann die Innendämmung jedoch ein wirksamer Beitrag zur energetischen Sanierung und zum Erhalt wertvoller Bausubstanz sein.
