Meine Frau sagt, wir hätten uns ja etwas eingebrockt. Ich hätte ihr nicht gesagt, dass „wir nur ein paar Handwerker koordinieren“ am Ende bedeutet: tägliche Verhandlungen, Baustellenstaub im Wohnzimmer und ständig klingelnde Telefone. Aber wer baut, der lernt schnell: Konfliktfrei geht es nicht. Weder mit den Handwerkern noch in der Familie. Eine Kolumne.
Am Wochenende stand wieder ein Termin an: der Elektriker wollte die Steckdosen im Kinderzimmer setzen, parallel sollte der Maler die Wände im Flur streichen. Ich dachte, das sei überschaubar. War es nicht. Der Maler beschwerte sich über die Kabelreste, der Elektriker über Farbe auf seinen Schuhen. Meine Frau schaute mich an, als hätte ich persönlich die gesamte Logistik versaut. Ich nickte.
Es ist nicht so, dass wir uns streiten wollen. Es ist schlicht die Natur des Bauens. Die Handwerker kommen aus ganz unterschiedlichen Welten: der eine ordnet, der andere improvisiert, der dritte hat eine Meinung zu allem – außer zum vereinbarten Zeitplan. Und die Familie? Die lebt währenddessen in einem Rohbau, kramt nach Geschirr in Kartons, findet keine Schuhe, und fragt sich, warum ausgerechnet jetzt die Waschmaschine streikt.
Wäre ja auch langweilig
Am Abend sitzen wir auf den noch nicht montierten Küchenstühlen und versuchen, das Chaos zu ordnen. Ich sehe die Zettelwirtschaft: Rechnungen, Lieferscheine, Anleitungen für noch nicht installierte Geräte. Meine Frau wirft mir einen Blick zu, der sagt: „Du hattest es gut gemeint.“ Ich nicke wieder. Und plötzlich merke ich: genau diese Reibung gehört dazu. Konfliktfrei wäre langweilig. Die ständige Diskussion über Bohrraster, Fliesenfugen oder ob das Geländer wirklich waagerecht ist, formt das Haus, aber auch die Familie.
Ich erinnere mich an den Bauleiter, der einmal trocken meinte: „Bauen ist Kommunikation unter Dauerbelastung.“ Ein Satz, der sich in mein Gedächtnis gebohrt hat. Denn Konflikte, Missverständnisse, kleine Dramen – das alles ist Teil der Konstruktion. Nicht nur von Mauern und Böden, sondern auch von Beziehungen. Wer glaubt, er könne einfach „ein Haus kaufen und einziehen“, der unterschätzt die sozialen Dimensionen des Bauens.
Wenn die Handwerker gegangen sind…
Abends, wenn die Handwerker gegangen sind und der Staub sich setzt, sitzen wir oft auf der Treppe und schauen auf die unfertigen Räume. Ich sehe die Spuren der Auseinandersetzungen: ein Kabel zu lang, ein Pinselstrich daneben, ein leicht verschobener Fliesenspiegel. Alles kleine Streitpunkte, die aber das Haus lebendig machen. Meine Frau lächelt dann. Ich auch. Wir wissen: Das Chaos war unvermeidlich, aber genau das macht es menschlich.
Und während draußen die Sonne untergeht, denke ich mir: Konfliktfrei bauen – das gibt es nicht. Aber am Ende gibt es ein Haus, das nicht nur steht, sondern auch erzählt, was wir durchlebt haben. Die Handwerker, die Kinder, die täglichen Diskussionen – alles eingeschlossen in den Wänden, die wir gemeinsam errichtet haben.
