Der Wohntrend Maximalismus bricht mit alten Regeln. Statt minimalistischer Zurückhaltung dominiert das Prinzip „Mehr ist mehr“ – mehr Farben, mehr Muster, mehr Gegenstände, mehr Persönlichkeit.
Was auf den ersten Blick chaotisch wirken mag, folgt in Wahrheit einer eigenen, stimmigen Ordnung. Richtig umgesetzt, entsteht ein lebendiger Wohnstil, der Individualität zelebriert und den Raum zu einer Bühne des eigenen Geschmacks macht.
Was macht Maximalismus aus?
Anders als beim skandinavisch geprägten Minimalismus steht beim Maximalismus nicht die Leere im Vordergrund, sondern die Fülle. Es geht darum, Dinge zu zeigen, statt sie zu verstecken: Lieblingsbücher, persönliche Sammlungen, Kunstwerke, Erbstücke – alles darf seinen Platz finden. Maximalistisch eingerichtete Räume sind visuell dichter, aber keineswegs überladen. Entscheidend ist ein durchdachtes Arrangement von Farben, Materialien und Objekten, das trotz Vielfalt Harmonie erzeugt.
Farben, Muster, Strukturen: Alles erlaubt
Ein Markenzeichen des Maximalismus ist der bewusste Einsatz von Farben. Kräftige Töne wie Smaragdgrün, Ockergelb oder Petrolblau treffen auf gedecktere Nuancen und strukturierte Tapeten. Auch Mustermix ist ausdrücklich erwünscht: Geometrische Formen, florale Prints, Karos oder Ethno-Designs dürfen nebeneinander existieren. Teppiche, Kissen, Vorhänge und Polstermöbel bringen unterschiedliche Texturen ins Spiel – Samt trifft auf Leder, Leinen auf Bouclé. Wichtig ist, dass sich Farben oder Muster wiederholen, um eine optische Klammer zu bilden.
Möbel und Deko mit Geschichte
Anders als bei uniformen Einrichtungstrends lebt der Maximalismus vom Eklektizismus: Alt trifft auf neu, Designklassiker auf Flohmarktfund. Möbel müssen nicht zusammenpassen – im Gegenteil. Ein antiker Ohrensessel neben einem modernen Beistelltisch oder ein golden gerahmter Spiegel über einem Regal im Industrial Look sind typisch für den Stil. Wer mag, setzt auf opulente Leuchten, Kunstobjekte oder ausladende Zimmerpflanzen. Je mehr Persönlichkeit ein Objekt mitbringt, desto besser fügt es sich in das Gesamtbild.
Maximalismus in kleinen Räumen?
Gerade in kleinen Wohnungen ist Maximalismus eine Herausforderung – aber nicht unmöglich. Wichtig ist, mit vertikalen Flächen zu arbeiten: Offene Regale bis unter die Decke schaffen Stauraum und Raumwirkung. Spiegel erweitern optisch, dunkle Farben können Tiefe erzeugen. Auch multifunktionale Möbel helfen, Platz zu sparen. Entscheidend ist, dass jedes Stück bewusst gewählt ist. Wer alles zeigt, sollte genau wissen, was.
Warum dieser Stil gerade jetzt boomt
Der Trend zum Maximalismus ist auch eine Reaktion auf Jahre des cleanen Purismus. Nach der Pandemie ist das Zuhause für viele zum Lebensmittelpunkt geworden. Es soll nicht nur ordentlich und funktional, sondern auch emotional aufgeladen sein – ein Ort zum Leben, nicht nur zum Wohnen. Der Maximalismus erlaubt es, Geschichten zu erzählen, Erinnerungen zu zeigen und Stimmungen zu erzeugen. In einer zunehmend standardisierten Welt schafft er ein Gefühl von Authentizität und Ausdruck.
Mut zur Fülle
Maximalismus bedeutet nicht Chaos, sondern bewusste Gestaltung mit Charakter. Wer sich darauf einlässt, entdeckt neue Möglichkeiten, seine Räume zu personalisieren – weit weg von Konventionen. Wichtig ist nicht, was „man so macht“, sondern was zu einem selbst passt. Der Rest ergibt sich – Schicht für Schicht.