Laminatboden, graues Sofa, modulare Wohnwand – in vielen deutschen Wohnzimmern wiederholen sich diese Einrichtungsmerkmale. Die Werbeagentur Jung von Matt rekonstruierte vor zwei Jahren das durchschnittliche Wohnzimmer in Deutschland.
Das Ergebnis: funktional, unaufgeregt, vertraut. Und genau darin liegt seine Beliebtheit. Hier eine Reise durch die einzelnen Zimmer:
Wohnzimmer: Funktion trifft auf Individualisierung
Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von Ikea ist das Wohnzimmer bei 88 Prozent der Deutschen nicht nur der größte, sondern auch der meistgenutzte Raum. Die klassische Schrankwand ist zwar bei älteren Generationen noch verbreitet – 66 Prozent der über 60-Jährigen besitzen eine – doch die unter 30-Jährigen setzen eher auf offene Wohnwände mit flexiblen Modulen. Couch, Fernseher, Regalböden und Vitrinen bilden das Zentrum. Auffällig: Die klassische Computerecke verschwindet zunehmend – mobile Geräte machen sie überflüssig.
Bad: Klein, aber zunehmend im Fokus
Das Badezimmer ist meist der kleinste Raum der Wohnung, hat aber in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Durchschnittlich 40 Minuten verbringen die Deutschen täglich dort. Der Raum wächst – von vormals sechs auf durchschnittlich 9,1 Quadratmeter. Dennoch bleibt die Optik oft konventionell: weiße Fliesen, Standardarmaturen, Badewanne oder Dusche, WC. Erst nach rund 20 Jahren gönnen sich die meisten eine Renovierung.
Neubauten und Sanierungen setzen jedoch neue Impulse: bodengleiche Duschen, farbige Akzente und ein gesteigertes Bewusstsein für Komfort und Ästhetik. Das Bad entwickelt sich zunehmend zur privaten Wohlfühlzone.
Küche: Rückzugsort und Treffpunkt zugleich
Die Küche hat sich vom abgeschlossenen Arbeitsraum zur offenen Kommunikationszone entwickelt. „Die typische Küche ist heute ein zum Wohnzimmer geöffneter Raum“, erklärt Volker Irle von der Arbeitsgemeinschaft Moderne Küche. Ihr funktionaler Charakter bleibt erkennbar – durch klare Fronten, eingelassene Geräte und strukturierte Arbeitsflächen. Aber auch das Design gewinnt an Bedeutung: Hochwertige Oberflächen, gut integrierte Ordnungssysteme und offen präsentierte Küchengeräte prägen das Bild.
Farben spielen weiterhin eine zurückhaltende Rolle. Weiß dominiert – edel, aber nicht extravagant. Die Grenzen zwischen Küche und Wohnzimmer verschwimmen zusehends. Branchenexperten gehen davon aus, dass künftig erst die Küche geplant wird – und der Rest des Wohnraums sich darum gruppiert.
Die Wohnung als Spiegel der Identität
In Zeiten globaler Umbrüche und digitaler Mobilität wird das eigene Zuhause zum Ankerpunkt. „Durch die persönliche Wohnungseinrichtung wissen die Menschen, wo sie hingehören“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Trotz aller Trends bleibt das Zuhause ein höchst individueller Ort – auch wenn der Laminatboden vielleicht identisch ist.