Kaum ein Land setzt so konsequent auf Licht und Helligkeit wie Schweden. In einem Land, in dem die Sonne monatelang kaum über den Horizont steigt, hat sich ein ganz eigener Wohnstil entwickelt – lichtdurchflutet, freundlich und funktional. Was dahinter steckt, ist mehr als ein ästhetisches Konzept: Es ist ein Lebensgefühl.
In Schweden ist Licht kein Luxus – sondern eine Notwendigkeit. Die Art, wie Häuser gestaltet sind, folgt dieser Erkenntnis konsequent. Das Ergebnis: Ein Wohnstil, der weltweit als Inbegriff für Klarheit, Wärme und Lebensfreude gilt. Wer die Prinzipien des schwedischen Wohnens aufgreift, bringt nicht nur mehr Helligkeit in die eigenen vier Wände – sondern auch ein Stück Gelassenheit.
Wohnstil als Lichtstrategie
Der schwedische Wohnstil basiert auf einem Grundprinzip: das spärliche Tageslicht optimal nutzen. Große Fensterfronten ohne Vorhänge, weiße Wände, helle Böden und zurückhaltende Farben helfen dabei, die wenigen Sonnenstunden so effektiv wie möglich einzufangen. Das natürliche Licht wird nicht blockiert, sondern bewusst in die Räume hineingeholt – und reflektiert.
Gerade in den dunklen Monaten, wenn der Himmel über Wochen nur dämmerig bleibt, ist Licht ein zentrales Gestaltungselement. Dabei reicht es längst nicht mehr, auf weiße Möbel oder Wände zu setzen. In vielen modernen schwedischen Häusern kommen mittlerweile glänzende Oberflächen zum Einsatz – etwa lackiertes Holz, Glas, Metall oder polierter Stein. Sie werfen das Licht zurück und lassen Räume größer und heller wirken.
Die Kunst des künstlichen Lichts
Wo Tageslicht fehlt, wird mit warmem Kunstlicht nachgeholfen – dezent, aber gezielt. Schweden nutzen selten eine zentrale Deckenleuchte. Stattdessen schaffen sie mit mehreren Lichtquellen eine sanfte, wohnliche Atmosphäre: Stehlampen, kleine Tischleuchten, Fensterlampen, Kerzen oder LED-Strips sorgen für stimmungsvolles Licht in mehreren Ebenen.
Die Lichttemperatur ist dabei entscheidend: Warmweißes Licht (ca. 2700 Kelvin) schafft Behaglichkeit und wirkt beruhigend. In vielen Haushalten gehört die Fensterleuchte zur Grundausstattung – abends leuchtet sie nach außen, als Geste der Offenheit und des Willkommenseins.
Materialien und Farben: hell, ruhig, naturverbunden
Auch bei der Möblierung dominieren helle Töne – von Weiß über Sand bis zu zartem Grau. Natürliche Materialien wie Holz, Leinen und Wolle spielen eine zentrale Rolle. Besonders beliebt ist Kiefernholz, oft unbehandelt oder nur leicht geölt, um seinen hellen Ton zu bewahren.
Textilien mit grafischen Mustern, dezente Farben und viel Handarbeit sorgen für Wohnlichkeit ohne Überfrachtung. Skandinavischer Stil ist klar, aber nicht kühl – schlicht, aber nicht steril.
Funktionalität im Alltag
Was ebenfalls auffällt: Schwedische Einrichtung ist praktisch. Möbel sind oft multifunktional, flexibel und platzsparend. Aufbewahrung wird kreativ gelöst, etwa mit Sitzbänken mit Stauraum oder Regalen unter der Decke. In kleinen Wohnungen – vor allem in städtischen Altbauten – wird jeder Quadratmeter durchdacht genutzt.
Auch draußen wird das Licht gefeiert: Balkone und Terrassen werden in Skandinavien schon früh im Jahr genutzt – mit Decken, Windschutz und Laternen. Das Draußen gehört zum Wohnen dazu, auch bei nur wenigen Grad über null.
Den Sommer verlängern
Beständig geblieben ist die Vorliebe der Nordländer für natürliche Materialien. Holz und Stein, Glas und Porzellan, Leinen und Metall werden heute aber in oft ganz neuen, gestalterischen Ausdrucksformen eingesetzt. Weiße Hussensofas etwa wirken rein und einladend, werden mit wärmenden Fellen oder farbigen Plaids jedoch lässig modisch aufgepeppt. Die Möbel sind klar und gar nicht wuchtig oder altmodisch. Vorhänge erübrigen sich in Regionen, in denen man das Licht so liebt. Was jedoch nie fehlen darf, ist das Feuer des typisch schwedischen Rundofens. Wenn seine Glut entfacht wird, fühlen wir an lauen Abenden, wie dessen angenehme Wärme den Sommer in uns verlängert.