Beim Innenausbau stellt sich vielen Bauherren die Frage, ob sie Materialien wie Holz, Fliesen oder Türen selbst beschaffen sollten oder ob es besser ist, diese Aufgabe dem Handwerker zu überlassen. Auf den ersten Blick scheint die Eigenbestellung günstiger zu sein, da sich Zwischenhändleraufschläge vermeiden lassen.
Doch die Praxis zeigt: Die Entscheidung hat weitreichende Folgen für Kosten, Qualität, Gewährleistung und das Verhältnis zum Handwerksbetrieb.
Eigenbestellung: scheinbare Ersparnis
Wer Materialien wie Parkett, Holzplatten oder Fliesen selbst kauft, hofft meist auf Einsparungen. Baumärkte und Onlinehändler locken mit Rabattaktionen, und auch gebrauchte oder Restposten können günstig sein. Für private Bauherren ist der Preis oft das stärkste Argument.
Allerdings darf man nicht vergessen: Die Handwerkerpreise enthalten nicht nur Materialaufschläge, sondern auch Serviceleistungen wie Transport, fachgerechte Lagerung und die Gewährleistung, dass das Material zur geplanten Arbeit passt. Wird das Material vom Bauherrn gestellt, entfällt diese Sicherheit.
Verantwortung und Risiko
Ein entscheidender Punkt ist die Verantwortung. Handwerker haften nur für Materialien, die sie selbst geliefert haben. Kommt es bei selbst beschafftem Holz zu Verzug, Feuchtigkeitsschäden oder Maßungenauigkeiten, trägt der Bauherr die Folgen. Auch Verzögerungen durch nicht rechtzeitig gelieferte Ware können den Bauablauf erheblich stören.
Darüber hinaus ist die Qualität nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Holz kann verzogen sein, Fliesen unterschiedliche Chargen aufweisen oder Beschichtungen nicht den Normen entsprechen. Der Handwerker muss in solchen Fällen zwar informieren, ist aber nicht verpflichtet, Ersatz zu beschaffen.
Vorteile, wenn der Handwerker liefert
Lässt man den Handwerker die Materialien bestellen, profitiert man von eingespielten Lieferketten. Profis arbeiten in der Regel mit bestimmten Händlern zusammen, bei denen sie Qualität und Maßgenauigkeit kennen. Außerdem können sie bei Mängeln schneller reagieren, da Reklamationen direkt über den Fachbetrieb laufen.
Ein weiterer Vorteil ist die Abstimmung: Handwerker wissen, welches Holz für eine bestimmte Konstruktion geeignet ist, welche Sortierung oder Stärke benötigt wird und ob zusätzliches Material als Reserve einzuplanen ist. Bauherren vermeiden so Fehlkäufe und Nachbestellungen.
Konfliktpotenzial auf der Baustelle
Die Eigenbestellung birgt auch Konfliktpotenzial im Verhältnis zwischen Bauherr und Handwerker. Muss der Handwerker mit minderwertigem oder ungeeignetem Material arbeiten, kann dies zu Spannungen führen. Manche Betriebe lehnen Aufträge sogar ab, wenn der Kunde das Material selbst stellen will, weil sie Probleme bei Qualität und Gewährleistung fürchten.
Selbst wenn der Einbau gelingt, bleibt oft ein Unsicherheitsfaktor: Ist das Ergebnis mangelhaft, schiebt der Bauherr die Schuld auf den Handwerker, während dieser auf das Material verweist. Solche Streitigkeiten lassen sich nur schwer klären und belasten die Zusammenarbeit.
Beispiel aus der Praxis
Ein Bauherr aus einer mittleren Stadt wollte beim Innenausbau sparen und bestellte das Holz für eine Treppensanierung selbst über einen Onlinehändler. Das Material kam verspätet und wies Farbunterschiede zwischen den einzelnen Stufen auf. Der Handwerker hatte die Treppe bereits teilweise eingebaut, als die Mängel auffielen. Ein Austausch war nur mit erheblichem Zeit- und Kostenaufwand möglich. Am Ende zahlte der Bauherr doppelt: für das fehlerhafte Holz und für die Verzögerung, die weitere Handwerksarbeiten im Haus nach hinten verschob.
Dieses Beispiel zeigt, wie riskant Eigenbestellungen sein können, wenn Zeitpläne eng getaktet sind und die Qualität nicht vorher geprüft wird.
Die Eigenbestellung von Materialien beim Innenausbau kann in Einzelfällen günstiger sein, birgt jedoch erhebliche Risiken. Qualitätsmängel, Verzögerungen oder fehlende Gewährleistung führen oft zu höheren Kosten, als man zunächst spart.