Schon vor über fünfeinhalbtausend Jahren, so belegen Funde, betrat Alabaster die Bühne der Geschichte und der Kunst.
Wegen seiner lichtdurchlässigen Eigenschaften wird das Gipsgestein gern für Lampenschirme und Leuchten verwendet, die ein weiches, diffuses Licht erzeugen. Alabaster kann in Möbelstücken wie Tischen, Schränken und Dekorationsgegenständen verwendet werden, um einen luxuriösen und eleganten Look zu erzielen.
Die Sumerer und Assyrer kannten bereits zwei Formen des weichen Gipsgesteins, einen grobkristallinen grünlichen Alabaster, aus dem Reliefs, Stufen und Becken gefertigt wurden, aber auch eine feinkristalline weiße Variante, aus der uns Siegelsteine, Gefäße und Statuetten erhalten sind.
Vor allem das alte Ägypten erlag dem Zauber des leicht zu bearbeitenden Minerals, das nach der Oberägyptischen Stadt Alabastron benannt wurde. Seine Seltenheit machte es zum Stein der Pharaonen, der als Grabbeigabe in Form von Vasen, Urnen, Reliefs, Salbgefäßen, Büsten und Lampen gefunden wurde.
Das polierfähige Material mit der seidig-kühlen Geschmeidigkeit von Marmor wird bis heute vor allem im toskanischen Volterra abgebaut. Während der in Ägypten vielfach verwendete orientalische Alabaster einen recht hohen Härtegrad aufweist und auch von dunklen oder farbigen Adern durchzogen sein kann, ist der makellos weiße Alabaster der Toskana von gleichmäßig feiner, dichter Körnung und besonders weich. Aus ihm fertigten die Etrusker schon im 5. und 6. Jh. v. Chr. Urnen mit kunstvollen Reliefs und Sarkophage mit lebensnahen Büsten der Verstorbenen auf dem Deckel. Zu allen Zeiten aber war Alabaster stets auch in Form repräsentativer Luxusgegenstände Ausdruck irdischer Lebensfreude. Man trug ihn gedrechselt als Perlen und verwendete ihn wegen seiner Kühleigenschaften als Salbentiegel. Alabaster-Gegenstände reinigt man am besten, indem man 25 g Seife, etwas Soda und einen halben Liter Wasser mischt.
Hauchfein geschliffen nahezu durchsichtig
Der weiche Kalkstein fügt sich jeder künstlerischen Vorstellung und verweigert sich auch diffizilsten Ornamenten nicht. Sein beinahe überirdisches Flair inspirierte Bildhauer aller Epochen zu Engeln und Madonnen, sein Satinschimmer zur Darstellung von Haut und Körper. Dies führte im Barock, vor allem aber im 19. Jh. zu einer Vielzahl erotischer Akte. Plastiken und Reliefs sind jedoch nicht die einzigen künstlerischen Ausdrucksweisen des vielseitigen Werkstoffes. Hauchfein geschliffen wird er nahezu durchsichtig. Man verwendete ihn deshalb Für Kirchenfenster und Leuchten. Lampenschirme aus Alabaster verbreiten ein warmes Licht, das an den untergehenden, gelblichen Mond erinnert. Zu Gips pulverisiert ermöglicht Alabaster opulente Stuckarbeiten und lässt sich sogar, mit Kunstharz vermengt, zu wetterfesten nostalgischen oder modernen Accessoires für Garten und Terrasse gießen. Ergänzt man die Gestaltung dann durch Stoffe in Cremefarben und Blüten mit milchiger Anmutung, erweckt man den Mythos Alabaster wieder zum Leben.