Der Keller gilt als wertvoller Zusatzraum – ob für Technik, Vorräte oder Hobby. Doch nicht jedes Grundstück und jedes Budget erlauben einen Vollkeller. Bauherren ziehen deshalb manchmal eine Teilunterkellerung in Betracht. Experten raten jedoch fast immer von dieser Lösung ab. Die Nachteile überwiegen, und langfristig kann sie teurer und unpraktischer sein als gedacht.
Bei einer Teilunterkellerung wird nur ein Teil der Grundfläche eines Hauses unterkellert. Typisch sind Lösungen, bei denen lediglich Technikräume, eine Waschküche oder ein Lagerraum im Untergeschoss vorgesehen werden, während der Rest des Hauses auf Bodenplatte steht. Auf den ersten Blick scheint das eine kostensparende Variante zu sein.
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Doch der Mischbau aus Keller und nicht unterkellertem Bereich führt häufig zu technischen Problemen, die sich schwer korrigieren lassen.
Kostenersparnis nur bedingt
Das Hauptargument für eine Teilunterkellerung sind die vermeintlich niedrigeren Baukosten. Tatsächlich lässt sich zunächst sparen, da weniger Erdarbeiten und Abdichtungen erforderlich sind.
Doch in der Praxis schmilzt dieser Vorteil: Die kompliziertere Bauweise, zusätzliche Übergänge und Anschlüsse erhöhen den Aufwand. Auch die Wertsteigerung einer Immobilie mit nur halbem Keller bleibt begrenzt, da Käufer in der Regel einen vollständigen Untergeschossbereich erwarten.
Viele Experten sehen die Kostenersparnis deshalb als trügerisch – vor allem im Hinblick auf die langfristige Nutzung.
Technische Probleme im Übergangsbereich
Der größte Nachteil liegt im Übergang zwischen Keller und nicht unterkellertem Bereich. An dieser Stelle treffen unterschiedliche Bauweisen und Fundamenttiefen aufeinander.
Das birgt Risiken:
- Feuchtigkeit: Unterschiedlich gesetzte Bodenplatten und Kellerwände können zu Rissen und Feuchtigkeitsproblemen führen.
- Wärmebrücken: Übergänge sind anfälliger für Energieverluste.
- Setzungen: Unterschiedliche Lastverteilungen begünstigen Spannungen im Baukörper.
Diese Punkte erhöhen das Risiko von Bauschäden und machen Sanierungen komplizierter und teurer.
Eingeschränkte Nutzung
Ein teilunterkellerter Grundriss wirkt in der Praxis oft unpraktisch. Räume im Keller sind nur begrenzt nutzbar, während andere Funktionen in den Erdgeschossen untergebracht werden müssen. Das reduziert die Flexibilität und kann zu ineffizienten Grundrissen führen.
Hinzu kommt: Bei späteren Umbauten oder Nachrüstungen – etwa für Technik oder Lagerräume – fehlen die Reserven, die ein Vollkeller bietet.
Grundstücksabhängigkeit
Einige Grundstücke lassen kaum Alternativen zu. Bei hohem Grundwasserstand oder felsigem Untergrund ist eine Vollunterkellerung sehr teuer oder technisch riskant. In solchen Fällen kann eine Teilunterkellerung eine pragmatische Lösung sein, um zumindest Technikräume im Keller unterzubringen.
Doch selbst dann ist eine genaue Abstimmung mit Statikern und Bauingenieuren nötig, um die Risiken im Griff zu behalten.
Expertenempfehlung
Architekten und Bauingenieure empfehlen in der Regel, entweder konsequent einen Vollkeller zu bauen oder komplett darauf zu verzichten. Mischlösungen schaffen mehr Probleme als Vorteile.
Wer Kosten sparen möchte, sollte stattdessen überlegen, auf eine Bodenplatte ohne Keller zu setzen und Technikräume im Erdgeschoss oder in einem Nebengebäude unterzubringen.
Eine Teilunterkellerung wirkt auf den ersten Blick wie ein Kompromiss zwischen Kosten und Nutzfläche. In der Praxis überwiegen jedoch die Nachteile: technische Risiken, eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten und begrenzte Wertsteigerung.
Sinnvoll ist sie nur in Ausnahmefällen, wenn Grundstücksbedingungen keinen Vollkeller zulassen. In allen anderen Fällen gilt: Ganz oder gar nicht – das ist beim Kellerbau meist die bessere Entscheidung.
